possible landscapes: Topografie der Sehnsucht (2007)

Eisen, zweifarbig lackiert

reheat Festival “Utopie und Sommer” 2007
Kleylehof Nickelsdorf

Der Kleylehof liegt im nördlichen Burgenland, am Fusse der letzten Hügel am Rande der panno­nischen Tiefebene, die sich bis nach ­Serbien und Rumänien erstreckt. Früher sumpfi­ges Weideland (Puszta = Ödnis), heute riesiges Ackerbaugebiet.

Diese Ebene ist eine Landschaft, die gekenn­zeichnet ist durch die Abwesenheit von Landschaftsmerkmalen. Es ist eine leere Topografie, neutral wie ein Blatt Papier. Als Alpenrandkind habe ich ein spezielles Verhältnis zu einer dermassen ungeheuren flachen Landschaft: ich kann mich darin zwar nicht räumlich orientieren, dafür ermöglicht sie mir zu begreifen, dass die Erde rund ist und dass hinter dem Horizont andere Orte liegen mögen – also meinen Geist von der Erdoberfläche zu erheben, den Globus vor dem geistigen Auge zu drehen und zu sehen: richtig, da tauchen dann wirklich die Karpaten auf, und danach das schwarze Meer…
Jedoch könnten aber auch ganz andere Dinge auftauchen!

Da der Horizont nicht mit Tatsachen vollge­stellt ist, verdunstet er voller Verheissungen im Himmel. Mein Begehren und meine Sehnsüchte ziehen zu imaginären Landschaften – transiente Räume entstehen: Topografien der Sehnsucht.

So eine Topografie habe ich dem Kleylehof aufs offene Feld gestellt.

Eine kleine Verschiebung von Möglichkeit ins Tatsächliche: eine Wireframe-Landschaft, eine theoretische Landschaft, eine virtuelle Landschaft, eine mögliche Landschaft.

Ein Wireframe ist noch kein Ort, es deutet ihn nur an. Eine Skizze, einen Entwurf, ein halbstabilisierter, durchlässiger Raum. Ein Parallelort, eine Delle, die der technologische Geist hinterlassen hat, eine Landschaft zum Entzünden von Sehnsüchten nach ganz anderen Orten, durchlässig für Wünsche und Ausformungen, vom Auge gelesen, entlang der Linien erwandert, nachgezeichnet im Gedankenraum erwirbt sie ihre konkrete Gestalt.